„bash“ – beherzt, abgründig, schauerlich kokett, sehr überzeugend.
Das schreibt der Wiesbadener Kurier ( 04.10.2016):
In „Iphigenie in Orem“ berichtet ein junger Vater vom Tod seines Säuglings, den er, wie sehr allmählich erst klar wird, selbst verursacht hat – und das aus perfider Planung, um seinen eigenen Vorteil zu befördern. Er kann es niemandem erzählen, denn es sieht wie ein Unfall aus. Also sucht er sich ein namenloses Gegenüber, um die „Beichte“ abzulegen und sich unausgesetzt selbst zu rechtfertigen: „Das Leben geht weiter. Es geht mir gut.“ Das trägt Pascal Fey mit breitem Lächeln vor, ein adrett-geschniegelter junger Mann mit Sonnenbrille à la „Top Gun“, der die Tragödie perfekt in sein Leben integriert hat. Ihm steht David Földszin nicht nach, der einen ebenso gelackten Typen verkörpert, hinter dessen gefälliger Fassade sich aber auch ein Abgrund verbirgt. Mit seiner Verlobten und anderen Freunden zu einer Party im Plaza-Hotel New York angetreten, läuft der Abend bald aus dem Ruder. Während die naive, hauptsächlich über ihr Kleid, die Schuhe und ihre Wirkung auf Männer besorgte Sue (Konstantina Fourkiotis) am späten Abend ein Nickerchen im Hotelzimmer hält, brechen die Jungs zu einer blutigen Eskapade auf, für die das Motiv zwiespältig bleibt.
Schließlich werden die Zuschauer noch Zeugen eines Verhörs, denn die letzte Mörderin ist bereits verhaftet und spricht ihr Geständnis auf Band. Rebekka Herl gibt die verführte Schülerin, die von einem Lehrer mit 13 Jahren geschwängert wurde, der sich anschließend aus der Verantwortung stahl. 14 Jahre später sieht sie die Möglichkeit, sich an ihm zu rächen – auch wenn es für sie das größte Opfer überhaupt bedeutet.
Unter der Regie von Roni Merza, der den Schauspielern das nicht leichte Kunststück zumutet, während der Monologe der anderen bewegungslos auf der Bühne verharren zu müssen, spielen die vier jungen Mitwirkenden beherzt, abgründig, schauerlich kokett sehr überzeugend ihre Horror-Rollen, die von ihnen verlangen, gleichzeitig Abscheu und Sympathie beim Publikum wecken zu müssen. Das gelingt dem Quartett ausgezeichnet.
Und bei den Zuschauern entsteht auf jeden Fall Gesprächsbedarf, denn die aufrüttelnden Szenen, die LaBute erdachte, verstören und beunruhigen – gerade, weil er seine eigenen Figuren nicht verurteilt, sondern sie relativ leidenschaftslos von ihren Untaten berichten lässt.